Nationales Nachwuchstrainingssystem...

(Aus "Sport Journal", Zeitschrift des Landessportverbandes Baden-Württemberg)

... so der Titel eines Workshops, der nicht nur aus Anlaß des fünfjährigen Bestehens des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) gemeinsam mit dem Bereich Leistungssport (BL) des Deutschen Sportbundes (DSB) in Leipzig ausgerichtet wurde. Auch das Abschneiden der deuschen Teilnehmer bei den Olympischen Spielen in Atlanta war ausschlaggebend, sich einer breiten sportpolitischen und -fachlichen Diskussion zu stellen. Hierbei wird besonders dem Nachwuchstraining als Basis von Spitzenleistungen immense Aufmerksamkeit geschenkt, da in fast allen Sportarten der Abstand zwischen dem Anschlußbereich und der Leistungsspitze immer größer wird.

Die Einführungsreferate von Dietrich Martin (IAT) und Jörg Ziegler (DSB/BL) machten die notwendige Umorientierung in der Förderstruktur des Deutschen Spitzensports sehr deutlich. Ziegler stellte kritisch fest, daß in den vergangenen Jahren eine ,,Konzeptschwemme bei gleichzeitiger Durch- und Umsetzungsarmut" zu verzeichnen sei. Als Lösungsstrategien gab er folgende Vorgaben:

- Erreichen einer durch die Spitzenverbände gesteuerten Anpassung an veränderte Trainings- und Wettkampfstrukturen

- Soziale Betreuung und Karriereberatung

- Der Rolle des Trainers sowie der Traineraus und-fortbildung mehr Qualität beimessen

- Konsequente Nutzung des Systems der wissenschaftlichen Beratung und Betreuung einschließlich Sportwissenschaft und Sportmedizin

- Intensivierung der Kooperation zwischen Schule und Leistungssport

- Kompatibilität und Durchgängigkeit von Förderstrukturen auf Bundes- und Landesebene erzielen. Dazu bedarf es eines Pakts mit allen Partnern wobei insbesondere dem Sportverein als Basiskeimzelle eine größere Bedeutung beizumessen wäre.

In seinem Referat zu programmatischen Ansätzen zur Weiterentwicklung des nationalen Nachwuchstrainingssystems stellte Martin deshalb eine sogenannte ,,Partnerschaffskette" heraus. Von DSB/BL, Spitzen- und Landesfachverbänden, Olympiastützpunkten, den LAL's, sportbetonten Schulen und Vereinen sind Konzentrationsformen zur Schaffung optimaler Trainings- und Bildungsbedingungen zu entwickeln. Daraus sollten jedoch nicht nur ,,Insellösungen" unter spitzensportbedingten Voraussetzungen entstehen, sondern nur mit gemeinsamen Anstrengungen im Rahmen eines nationalen Nachwuchstrainings könne die derzeit zwischen den Junioren- und Spitzenleistungen herrschende Kluft verringert werden.

Defizite im Anschlußtraining

Kaus Rost (IAT) zeigte in seinem Vortrag über das Anschlußtraining aktuelle und perspektivische Orientierungen zur Entwicklung von Spitzenleistungen auf Hohe sportliche Leistungen im Jugend- und Juniorenbereich können nur dann zu Weltspitzenleistungen der Senioren entwickelt werden, wenn die inhaltlich-methodische Gestaltung des langfristigen Leistungsaufbaus sich an internationalen Maßstäben und Erfordernissen für die Vorbereitung des sportlichen Nachwuchses orientiert. Aber das Grundproblem einer zu geringen Trainingszeit sollte in dieser ,,Bedingungsdiskussion" nicht nur auf das Anschlußtraining begrenzt werden. Die Aufmerksamkeit ist auch auf Defizite im Grundlagen- und Aufbautraining zu lenken.

Als Rahmenbedingungen für das langfristige und systematische Heranführen nannte Rost:

1. In der Kompetenz der Spitzenverbände:

a) Konzentration/Bildung von Perspektivkadern

b) Anbindung und Eingliederung junger Leistungssportler in den Seniorenbereich

2. Auf trainingsmethodischen Erkenntnissen basierende Individualisierung bei gleichzeitiger Kontinuität und Systematik von Leistungsdiagnostik, Trainings- und Wettkampfbeobachtung

3. Schaffung leistungsorientierter Umfeldbedingungen:

- Optimale Heimtrainingsbedingungen, d.h. auf Trainingsumfang ausgerichtete Tagesorganisation

- Zunehmende Lehrgangstätigkeit mit gezielter trainingswissenschaftlicher Prozeßunterstützung

Rost meinte abschließend, daß sich einiges ändern müßte, wenn an bisherigen Erfolgen und Leistungen festgehalten werden soll. dg

 

 


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erneuert am 3.2.2000 von Viktor Lesiuk jr.