Referat

( zum Erwerb der B - Lizenz )

Thema Nr. 13

Aufzeichnung verschiedener Möglichkeiten einen asymmetrischen Brustbeinschlag ( Schere ) abzustellen.

von

Viktor Lesiuk jr.
72760 Reutlingen, den 26.08.95

E-Mail: admin@rundumsschwimmen.de




Vorwort:

Die Meinungen, ob man bei einem Schwimmer die Schere herausbekommt, oder nicht, sind so widersprüchlich und vielseitig, daß man entweder zu der Erkenntnis gelangen muß es einmal selbst zu versuchen, oder völlig irritiert gleich die Finger davon läßt. Es gibt wohl kaum ein Thema im Schwimmsport, bei dem die Erfahrungen der Trainer soweit auseinander liegen, wie es hier der Fall ist. Ein weiteres Problem ist die Individualität des Einzelnen und der daraus folgenden Korrektur. Die Gründe einer Schere können so vielseitig sein, sodaß in dem folgendem Referat nicht auf ein spezielles Problem eingegangen werden kann, sondern nur verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt werden können die mir bekannt sind und die ich versucht habe in eine Methodische Reihe umzusetzen. Es bleibt dem Leser überlassen, ob er diese Reihe komplett durchführt, oder ob er nur einzelne Übungen verwendet. Es ist sicherlich auch davon abhängig, wie schwerwiegend eine Schere ist und in welchem Alter und Leistungsstand sich der Schwimmer befindet.


Inhaltsverzeichnis:

1. Theoretische Grundlagen des Brustbeinschlages .................................................... 1

2. Bewegungsablauf ................................................................................................. 2

3. Methodische Reihe

3.1 Übungen am Beckenrand .................................................................................... 3

3.2 Übungen mit Schwimmbrett und Pullbuoy ............................................................. 5

Literaturverzeichnis


1. Theoretische Grundlagen des Brustbeinschlages

Voraussetzung:

Bevor mit der Korrektur eines asynchronen Beinschlag begonnen wird, sollte man sich beim Aktiven erkundigen, ob eine Schädigung des Bandapparates des Kniegelenks oder ein Meniskusschaden vorliegt. Sollte dieses nicht vorliegen, so kann mit der Korrektur begonnen werden. Bejaht der Aktive Knieschäden, so sollte er, wenn noch nicht geschehen, sich in ärztliche Behandlung begeben. In diesem Fall sollte auch der Trainer darauf achten, daß der Aktive, wenn beim Lagenschwimmen Brust geschwommen werden muß, z.B. Brust-Arme mit Kraul-/oder Delphin-Beine schwimmt. Da die Belastung des Knies während der Schlagphase des Beinschlags durch die hohe Geschwindigkeit und der Supination des Unterschenkels im Vergleich zum Oberschenkel sehr hoch ist, sollten dem Aktiven die Folgen dieser extremen Bewegung theoretisch vermittelt werden. Das Brustschwimmen ist nicht umsonst eines der verletzungsanfälligsten Schwimmarten die es unter den 4 Schwimmarten gibt. Um die Verletzungsgefahr zu mindern sollte bei einem Brustschwimmer das Krafttraining insbesondere die Kräftigung der Kniestabilisatoren einen nicht zu geringen Anteil am Training haben. Desweiteren sollte man darauf achten, daß nicht zuviel Brust geschwommen wird. Eine völlig unsinnige Übung im Wasser wäre z. B. 800m Brustbeine. Hierbei würde der Schwimmer seine Explosivität verlieren und nur unnötig seine Knie belasten. Die Geschwindigkeit der Streck- und Beugebewegung im Knie des Brustschwimmers (s. Abb. unten) gehört zu den höchsten, die überhaupt in der Literatur für die Bewegung in menschlichen Gelenken beschrieben wird ( Keskinen et al. 1980, 208/209 ).


2. Bewegungsablauf

1/1a: Ausgangsstellung: Die Beine sind gestreckt.

2/2a: Die Fersen werden langsam zum Gesäß angezogen, dabei wird leicht in der Hüfte gebeugt, die Füße bleiben locker und entspannt.

3/3a: Im Kniegelenk wird so weit wie möglich gebeugt. Die Beugung im Hüftgelenk sollte dabei nur etwa 120° betragen. Die Füße werden zum Schienbein angezogen und nach außen gedreht, die Knie sollten hierbei nicht weiter als etwa hüftbreit auseinandergehen.

4/4a: Die Beine werden jetzt peitschenartig in Form einen Halbkreises nach hinten/außen gestreckt. Der Abdruck vom Wasser erfolgt mit den Innenseiten der Unterschenkel und Füße.


3. Methodische Reihe

3.1 Übungen am Beckenrand

Übung Nr. 1:

Position: Der Schwimmer liegt mit seinem Oberkörper auf dem Beckenrand. Seine Beine befinden sich im Wasser.
Ausführung: Der Trainer beginnt nun, durch die Führung der Beine, dem Schwimmer einen theoretisch sauberen BS zu vermitteln. Der Schwimmer beginnt nun mit dem anziehen der Fersen zum Gesäß. Dies macht er mit der Unterstützung des Trainers. Nun beginnt die Auswärtsdrehung der Füße, wobei darauf zu achten ist, daß der Aktive seine Knie nicht zu weit nach außen nimmt. Bevor der Aktive nun mit der Druckphase beginnt, übt der Trainer durch seine Hände einen sehr geringen Druck auf die Innenseite der Fußgelenke aus. Somit wird durch die Hände der Widerstand des Wassers simuliert, und der Trainer hat die Möglichkeit aktiv die Bewegung zu korrigieren. Bei der Abwärtsbewegung muß der Aktive versuchen, seinen Trainer nach hinten wegzudrücken. Dieser wiederum gibt sofort nach, wenn der Aktive damit beginnt. Es ist ebenso darauf zu achten, daß der Aktive seinen BS bis zur völligen Streckung im Fußgelenk beendet.
Hinweis: Diese Übung, sollten mehrere Schwimmer einen asymmetrischen BS besitzen, kann auch Partnerweise, unter der Anleitung des Trainers durchgeführt werden.


Übung Nr. 2:

Position: s. Übung 1
Ausführung: Der BS wird nun ohne die Hilfestellung des Trainers ausgeführt. Dieser greift nur bei falscher Ausführung ein.

Übung Nr. 3:


Abb. 1

Position: s. Übung 1
Ausführung: Der BS wird nun folgendermaßen variiert: links - rechts - beide oder 2 links - 2 rechts - 2 beide, usw.
Hinweis: Diese Übung kann mit -/ ohne Hilfestellung des Trainers gemacht werden.

Sollte die Schwimmhalle kein Überlaufbecken besitzen, so kann man diese Übungen auch auf einer Bank o.ä. durchführen. Sind diese Übungen ohne Fehler durchgeführt worden, so kann fortgefahren werden. Sollte jedoch immernoch eine Schere erkennbar sein, so empfiehlt es sich bei gleicher Körperposition mit dem Delphinbeinschlag ( DBS ) zu beginnen, und dann langsam die typischen Brustbeinschlagsmerkmale mit einzubeziehen.

Beispiel:

Beginne mit dem DBS. Der Aktive soll nach einigen BS nun versuchen, seine Fersen immer weiter zum Gesäß zu ziehen. Ist dies der Fall, so sollte er versuchen, während der Abwärtsbewegung seine Füße nach außen zu nehmen, wobei die Knie nicht weiter auseinander gehen sollte als Hüftbreite.

Übung Nr. 4:

Abb.2 Abb.3

Position: Abb.2: Der Schwimmer legt denn ganzen Körper auf das Wasser und hält sich am Beckenrand fest, oder er stützt sich an einer Treppe ab.
Ausführung: Es erfolgt nun die gleiche Ausführung wie bei Übung 2 u. 3.
Hinweis: Diese Übung kann auch in Rückenlage durchgeführt werden ( Abb.3 ). Hierbei kann der Schwimmer seinen BS selbst beobachten und eventuelle Fehler selbst korrigieren. Seine Knie sollten aber aus dem Wasser schauen, um selbst eventuelle Scherbewegungen der Beine, durch parallelhalten der Knie, zu vermeiden.

Bei all diesen Übungen kann der Trainer, bedingt durch die feststehende Position des Körpers des Aktiven, aktiv den BS korrigieren, indem er die Beine führt und den Aktiven auf das verbesserte Druckverhältnis aufmerksam macht. Man kann den Aktiven aber auch die Übungen 1-4 mit Pullbuoy ausführen lassen, wobei der Pullbuoy zwischen den Oberschenkeln eingeklemmt wird.

3.2 Übungen mit Schwimmbrett und Pullbuoy

Übung Nr.5

Abb.4 Abb.5

Position: Abb.4: Der Schwimmer legt sich flach auf das Wasser mit einem Schwimmbrett und einem Pullbuoy zwischen den Oberschenkeln.
Ausführung: 25m BS - Übung. Durch den Pullbuoy ist gewährleistet, daß keine Scherbewegung begangen wird, zudem wird ein auseinanderdriften der Knie verhindert.
Hinweis: Diese Übung kann auch in Rückenlage durchgeführt werden ( Abb.5 ). Hierbei kann der Schwimmer seinen BS selbst beobachten und eventuelle Fehler selbst korrigieren. Seine Knie sollten aber aus dem Wasser schauen, um selbst Scherbewegungen zu vermeiden.

Eine weitere Variante wäre die in der folgenden Abb. gezeigte Position. Hier kann dem Schwimmer die Aufgabe gestellt werden, seinen BS so zu gestalten, daß der Oberkörper während der Schlagphase der Beine möglichst weit nach oben katapultiert wird. Jedoch ist es für den Trainer nur eingeschränkt möglich, fehlerhafte Phasen zu sehen und zu beeinflussen, da sich die Beine sehr tief im Wasser befinden. Der Schwimmer jedoch kann beobachten, ob er seine Knie in einem ungef. Winkel von 120° zum Oberkörper hält.

Abb.6

Ein weiteres Vorgehen kann wiefolgt aussehen:

Übung Nr.5 wird nun ohne Pullbuoy und Schwimmbrett durchgeführt. Danach können Variationen folgendermaßen gestaltet werden:

Brust ganze Lage, - auf jeden Armzug folgen 2 Beinschläge, oder - 1 linken, 1 rechten und 1 normalen Beinschlag, usw.

Wichtig ist dabei dem Schwimmer klarzumachen, daß zuerst der Armzug und danach erst der Beinschlag erfolgt. Es gibt sicherlich Schwimmer, mit denen man diese Methodische Reihe nicht komplett durchführen muß. Daher kann man, z.B. nach der Übung Nr. 2 und 5, dem Schwimmer die Aufgabe stellen, 25m Brust-Beine oder in der ganze Lage zu schwimmen um zu testen, ob er die Schere schon vorzeitig korrigiert hat. Auch wird es Schwimmer geben, die man nochmals auf die Übung Nr. 1 zurückführen muß. Ebenfalls ist es vom Schwimmer abhängig, wann und bis zu welcher Übung man mit dem Pullbuoy arbeitet.

Es wird nur selten der Fall sein, daß der Schwimmer nach nur einer Trainingseinheit einen richtigen Brustbeinschlag beherrschen wird. Es empfiehlt sich daher, Übungen in das normale Training mit einzubauen, dies hat zum anderen auch den Vorteil, daß man die anderen Schwimmer, die keine Schere haben, nicht vernachlässigt bzw. unterfordert.


Literaturverzeichnis:
LAGERSTOM, D. Fit durch Schwimmen, perimed-Sportbuch, Erlangen 1983
LEWIN, G. et al. Schwimmsport, Sportverlag Berlin 1982.
PFARRINGER, W. et al. Sporttraumatologie, Beiträge zur Sportmedizin Band 15, perimed-Fachbuch, Erlangen 1982.
REISCHLE, K. Biomechanik des Schwimmens, Fahnemann, Bockenem 1988.
WEINECK, J. Sportanatomie, Beiträge zur Sportmedizin Band 9, 8. Auflage, perimed-spitta, Erlangen 1993.